„Du bist, was du kaufst.“; „Konsumiere, um dich zu definieren.“, so oder so ähnlich lauten die Sätze, die ich mit Konsum in Verbindung bringe. Höher, schneller, weiter.
In unserem Alltag werden wir kontinuierlich mit Werbung bombardiert. Die Gesellschaft und unser Umfeld schreiben uns vor, was wir alles brauchen, um wirklich glücklich zu sein. Und ich frage mich immer mehr: Wissen die das?
Wissen die anderen, weiß die Gesellschaft, was ich brauche um glücklich zu sein? Ist mein Konsum das, was mich auszeichnet? Oder ist es das was ich tue? Die Schritte die ich gehe? In welche Richtung geht mein nächster Schritt?
Weiter weg oder zurück zu mir?
Vor einem Monat war ich bei einer Vortragsreihe. Das Thema: Klimawandel und welche Rolle wir Menschen in diesem Zusammenhang spielen. Aktuelle Zahlen und Prognosen zu den Folgen zeichnen ein düsteres Bild. Die Politik ist nicht in der Lage zu handeln. Kurzfristiges Denken und eine starke Lobby erschweren den Wandel in der Wirtschaft und in der Gesellschaft. Der Wandel muss von anderer Stelle kommen.
Mein Fazit ist: Wir können uns nicht auf die anderen verlassen, aber was wir können ist: Zusammen etwas bewegen.

Der Motor der Treibhausgase: Die Kohle
40 Prozent der Emissionen sind auf Kohle zurück zu führen und das Schlimme daran: Wir haben erst 20 Prozent der Kohle verbrannt. Es sind noch immer 80 Prozent unter der Erde. Selbst wenn wir nur die Kraftwerke bauen, die schon geplant sind, klappt es nicht mehr mit dem unter 2-Grad-Ziel von Paris. Das Thema Kohle hat mich bei dem Vortrag ungläubig zurückgelassen.
„Die größten Emittenten von Treibhausgasen sind Energie, Industrie und Transport“, erklärte Doktor Michael Jakob gleich zu Beginn seines Vortrages. Wenn wir die Landnutzung mit der Abholzung des Regenwaldes dazu rechnen, ist das der größte Anteil der Klima-Killer.
Der zweite Vortragende Professor Hermann Ott hatte eine Lösung parat. Deutschland ist führend in der Kohleindustrie, wieso gehen wir also nicht mit gutem Beispiel voran? Wir können einen Kohleausstiegs-Club gründen und andere Ländern dazu animieren uns zu folgen. Dazu müssen wir nur eine einzige Sache überdenken:
Unseren Konsum.
Alles auf null
Wenn alles so bleibt, wie bisher, stoßen wir 41 Gigatonnen CO2pro Jahr in die Luft. Unsere Atmosphäre kann maximal noch 600 Gigatonnen aufnehmen, bevor sich unser Planet so stark erwärmt, dass es für uns gefährlich wird.

Um die schädlichen Folgen abzuwenden brauchen wir bis 2050 Emissionen von Null CO².
Null.
Je länger wir mit dem Wandel warten, desto drastischer muss der Ausstoß eingedämmt werden. Noch zwei Jahre, bis 2020, haben wir eine Chance unsere Wirtschaft nachhaltig und langsam zu transformieren. In acht Jahren muss der Wandel abrupt erfolgen.
Das witzige dabei: Uns wird immer erzählt wie teuer Nachhaltigkeit ist und wie sehr es die Wirtschaft bremst. Am Ende ist saubere Energie günstiger. Mit nur zwei Prozent des Bruttosozialproduktes können wir, nach den Berechnungen von Doktor Michael Jakob, den Wandel, von dem immer nur gesprochen wird, realisieren und weltweit Kosten sparen.
Wenn Junkies versuchen vom Stoff weg zu kommen und die Dealer mit am Tisch sitzen.
So beschreibt Michael Ott die Aussicht auf einen Wandel durch Abkommen, wie das aus Paris. Wenn die Kohle und Öl-Unternehmen mit am Tisch sitzen stehen die Zeichen auf Profit, nicht auf Wandel.
Wenn weder Fakten, noch konkrete Lösungsvorschläge die Politik zum Handeln überzeugen, gibt es nur einen Weg. Der Wandel muss aus unserer Mitte kommen, von uns.
Pioniere und Druck aus unserer Mitte
Es ist, wie mit allem anderen auch: Einer muss vorangehen. Einer muss sich trauen. Eine Pionierallianz, wie der Kohleausstiegs-Club. Was bisher undenkbar ist, bleibt lediglich undenkbar, weil sich niemand traut es umzusetzen.
Jeder einzelne von uns, ist Teil eines großen Ganzen, Teil der Gesellschaft. Statt und über den aktuellen Status Quo zu beschweren, könnten wir uns fragen: In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Was sind unsere Werte? Wie sieht ein gutes Leben im Einklang mit der Natur und natürlichen Grenzen aus? Wie ein Hippie-Dorf oder vielleicht einfach nur, wie einer dieser traumhaften Urlaubsorte, aus dem Katalog?

The rising tide lifts all boats
Es sitzen regelmäßig die klügsten Köpfe der Welt an einem Tisch und überlegen: Wie kommen wir zu mehr Wohlstand? Das Ergebnis ist immer dasselbe. Wenn alle anderen wachsen, sollen sich die Schwellenländer nicht beschweren. Sie bekommen schließlich auch noch was ab.
Was das bedeuten soll?
Wohlstand durch Wachstum klingt logisch. Wenn alle mehr haben, haben alle mehr. Das ist so.
Aber Wachstum um jeden Preis? Haben wir die schwindenden Ressourcen wirklich noch im Blick? Zeigt uns die Natur, zeigt uns die Erde, unsere Heimat, nicht allmählich die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstumes auf?
Die Erde als Donut
Donut zum Essen? Nein 😀 Auf dem Vortrag von Prof Ott hat er uns das Modell von Kate Raworth vorgestellt. Das Modell zeigt, wie alles zusammenhängt. Das soziale Fundament und das ökologische Dach – wir können es nicht voneinander trennen.
Bisher haben wir soziale Errungenschaften, wie beispielsweise mehr Energie oder Arbeitsplätze nur auf Kosten der Ökologie erreichen können. Das Klima leidet und während wir wachsen, schrumpft die Artenvielfalt.

Was ist, wenn wir beide Ringe des Donuts vereinen? Wenn der Antreiber der Gesellschaft nicht mehr Wachstum, sondern Wohlstand im Einklang mit der Natur ist? Genau daran arbeiten Menschen – schon heute. Lasst uns mehr in diese Richtung forschen.
Wir können mit unserem Handeln jeden Tag Einfluss nehmen. Jeden Tag. Unsere Werte bestimmen unser Handeln und das beginnt mit dem Verständnis von Glück und Konsum.
Also – Bist du, was du kaufst oder bist du einfach nur du?
Und ist das vielleicht genug?
Was kann jeder tun – Lösungen
– bewusste Konsumentscheidung – Brauche ich das?
– nachhaltiger Lebensstil
– Effizienz im Alltag und vor allem beim Energieverbrauch
– jedes Grad mehr heizen bedeutet 6% mehr Energie
Quellen
Ort des Vortrags
Das Abkommen aus Paris
Doktor Michael Jakob
Grafik Treibhausgase
Review der Bonn Konferenz
Professor Hermann Ott
Doughnut Model